Zufriedene Gesichter nach dem Rennen bei den Teilnehmern, zwei Fahrer fehlen auf dem Bild (Galli und Compagnon)
Nach dem ersten Rennen am 15. Juni in Lyss mussten sich die Mitglieder des Vereins «Swiss Historic Karting» (SHK) zwei Monate lang gedulden, um sich das zweite Mal in diesem Jahr an einer Rennveranstaltung untereinander messen zu können. Am Sonntag, 18. August 2024, war es dann endlich wieder so weit: Das zweite Rennen des «Swiss Historic Kart Cup 2024» wurde auf dem «Circuit de karting de L’Enclos» in der Nähe von Levier (Frankreich) ausgetragen. Insgesamt gingen elf Fahrer an den Start, den Sieg machten zwei Regenspezialisten unter sich aus.
Christophe Jan, neu im Historic Racing eingestiegen und gleich mit Rang 3 auf dem Podest.
Das Rennen in Levier darf sicher als das Saison-Highlight des «Swiss Historic Kart Cup» bezeichnet werden, denn die 1172 Meter lange Rennstrecke ist landschaftlich hübsch gelegen und zeichnet sich durch ein attraktives Streckenlayout aus. In den vergangenen beiden Jahren herrschte jeweils hochsommerliches Wetter, in diesem Jahr dominierte aber der Regen. Doch die SHK-Piloten liessen sich davon nicht abschrecken, denn Motorsport findet draussen statt und ist daher natürlicherweise nicht immer eine Schönwetterveranstaltung. Trotz den nassen Witterungsbedingungen war die Stimmung im Fahrerlager gut und der reservierte Platz befand sich nahe bei der Piste und der Startzone. Und bei solchem Wetter brauchen sich die Rennfahrer dann auch keine Gedanken zur optimalen Reifenwahl zu machen, denn in allen Läufen waren Regenpneus die alternativlose Wahl für sämtliche Piloten. Trotz den widrigen Wetterbedingungen zeigte sich das Material von allen Cup-Teilnehmern in der Regel zuverlässig und beständig. Und trotz der Nässe gingen die Starts gut über die Bühne und Ausfälle bildeten eher die Ausnahme. Dies spricht selbstredend für die gute Qualität der Vorbereitungen der Karts sowie für das individuelle Können der jeweiligen Piloten.
Die Sicht für die Fahrer ist bei solchen Verhältnissen miserabel, der Grip der Regen-Reifen fast katastrophal, da zum Teil alte Pneus verwendet werden. In Levier hatten wir erstmals so schlechte Bedingungen bei einem Historic-Meeting.
Im Gleichmässigkeits-Wettbewerb gewinnen nicht unbedingt die Schnellsten
Im freien Training um 9:00 Uhr konnten alle Piloten ihre historischen Gefährte ein erstes Mal zehn Minuten lang testen, um für das Zeitfahren um 10:00 Uhr bereit zu sein. Die Resultate bildeten dann die Startreihenfolge der folgenden drei Rennläufe. Der erste Lauf fand noch vor der Mittagspause statt, der zweite sowie der dritte Lauf waren dann am Nachmittag. Die Rundenzeiten des Zeitfahrens lieferten dann schnell Aufschluss darüber, welchen Piloten die nassen Witterungsverhältnisse eher zusagten. Und dies setze sich in den drei folgenden Rennläufen dann auch fort.
Der letztjährige SHK-Cup-Sieger, Sandro Melena, hatte im strömenden Regen einen Dreher zu verzeichnen und konnte das Kart anschliessend nicht mehr starten, da die Piste an dieser Stelle ansteigt…
Da die Chassis, Motoren sowie weitere Komponenten der historischen Karts aus verschiedenen Epochen stammen, wäre es nicht sinnvoll, sich – wie in Motorsport-Rennen üblich – mit der reinen Geschwindigkeit zu messen. Und so findet im Rahmen des «Swiss Historic Kart Cup» jeweils ein Gleichmässigkeits-Wettbewerb statt (die Details sind dem Reglement zu entnehmen). Und darum können Piloten auf einem Podestplatz landen, auch wenn sie nicht zu den Schnellsten auf der Piste gehören. Je kleiner die Differenz der schnellsten fünf Runden ist, desto weniger Rangpunkte gibt es. In der Tageswertung werden dann die Rangpunkte der drei Rennläufe zusammengezählt und wer am Ende am wenigsten Rangpunkte hat, ist in der Rangliste der Tageswertung am weitesten oben.
Die Regenspezialisten zeigten in allen drei Läufen ihr Können
Die drei Rennläufe waren für alle Piloten herausfordernd, denn bei solchen Wetterverhältnissen ist die Sicht für die Fahrer miserabel und der Grip der Regenreifen ist verständlicherweise eher suboptimal. Es zeigte sich allerdings schnell, dass Thomas Glauser und Francesco Doria am besten mit den Bedingungen umgehen konnten, denn sie setzen sich jeweils schnell vom übrigen Feld ab, indem sie drei bis fünf Sekunden schnellere Rundenzeiten fuhren als ihre Kontrahenten. Selbst als im dritten Lauf Thomas Glauser einen Dreher vergegenwärtigen musste, vermochte es der Juniorenweltmeister von 1979 sich mit einer unglaublichen Aufholjagt wieder auf den zweiten Platz vorzukämpfen.
Doch am Ende des Tages siegte Francesco Doria in der Tageswertung mit zwei gewonnenen Läufen und einem zweiten Platz im ersten Lauf, in welchem Thomas Glauser noch als Sieger hervorging. Hervorzuheben ist hierbei, dass die beiden nicht nur immer die Schnellsten waren, sondern zugleich auch den Gleichmässigkeits-Wettbewerb gewinnen konnten, was im Prinzip in keinem direkten Zusammenhang steht, denn auch mit moderateren Rundenzeiten kann man ganz oben in der Rangliste landen, indem man möglichst wenig Rangpunkte erzielt.
Der Rennleiter Joël Blanc gab beim Briefing noch letzte Anweisungen an die Piloten…
Doch das Resultat der beiden Regenspezialisten, die nota bene mit Material aus den späten 1980-ern- und frühen 1990-ern-Jahren unterwegs waren, sollen die individuellen Leistungen der übrigen Teilnehmer natürlich keinesfalls schmälern: So vermochte beispielsweise der Historic-Racing-Newcomer, Christophe Jan, mit einer soliden Leistung gleich auf den dritten Podestplatz zu fahren. Gratulation!
Am Samstag bei schönem Sonnenschein noch sehr entspannt im Fahrerlager: Claudia und Maurizio Galli.
Am Ende gibt’s nur Gewinner – der Spass steht dabei immer im Zentrum
Am Ende des Tages konnte Francesco Doria den Siegerpokal in Empfang nehmen – mit lediglich zwei Rangpunkten wurde er Tagessieger. Zweiter wurde Thomas Glauser, der am Ende sechs Zähler zu verzeichnen hatte. Christophe Jan, der zum ersten Mal an einem Rennen des «Swiss Historic Kart Cup» teilnahm, landete mit 18 Rangpunkten auf dem dritten Platz. Und mit ebenfalls 18 Zählern beendete Philipp Schnyder den Tag auf dem vierten Platz. Mit je 19 Rangpunkten beendeten Sandro Melena auf dem fünften, Hansueli Lehmann auf dem sechsten und Florent Abazi auf dem siebten Platz das Rennen.
Der Tagessieger: Francesco Doria im Regen bestens ausgerüstet.
Fido Sommer beendete mit 20 Rangpunkten den Tag auf Rang acht, gefolgt von Stéphane Compagnon mit 22 Punkten auf Platz neun und Adrian Wepfer, der Junioren-Europameister von 1975, auf dem zehnten Platz mit 26 Rangpunkten. Er hatte wohl zu alte Regenreifen montiert, die keinen Grip mehr aufbauen konnten. Maurizio Galli, welcher unter Kopfschmerzen litt, verzichtete verständlicherweise auf einen Start im Rennen. Die Fahrer von Rang 1 – 5 erhielten standesgemäss einen Pokal, während alle anderen Teilnehmer mit einer Medaille belohnt wurden.
Ex-Junioren Europameister (1975) Adrian Wepfer hatte Unterstützung von seiner Tochter Alena.
Ausblick – das dritte Rennen des «Swiss Historic Kart Cup 2024» in Wohlen
Die SHK-Mitglieder freuen sich nun auf das dritte Rennen des «Swiss Historic Kart Cup 2024» am 21. September 2024 in Wohlen. Dieses wird wiederum im Rahmen der Kart-Schweizermeisterschaft 2024 des ASS durchgeführt. Da es am Ende der Saison noch eine Gesamtwertung von allen drei Rennen geben wird, haben – nach wie vor – alle SHK-Piloten noch Aussichten auf den Gewinn eines Cup-Pokals. Hoffen wir alle auf wieder bessere Wetter-, beziehungsweise Pistenbedingungen, als dies in Levier der Fall war.